1712 – 1810 – Barock, Rokoko und Klassizismus
Der Stil Baroko hat sich in der Glasproduktion vor allem durch die Fertigung von dickwandigen, konischen Kelchen mit graviertem und gemaltem, figuralem oder pflanzlichem Dekor, ausgezeichnet. Die Schmelzung der Kreideglasschmelze haben einige Farbglasarten, das Rubinglas und das Opalglas, ergänzt. Auf den Glasoberflächen konnte man nicht nur die Szenen aus Altem sowie Neuem Testament sehen, sondern auch die mythologischen Szenen, Allegorien der Tugenden, der Kontinente, der Tages- sowie Jahrezeiten. Wie in der Renaissance, haben sich erheblicher Beliebheit die Szenen erfreut, die die Alltäglichkeit und das Vergnügen der aristokratischen Gesellschaft geschildert haben. Sehr oft wurden die Wände der Gegenstände mit weidmännischen Motiven verziert, was von dem letzen grossen Aufschwung des Jagds als der kollektieven Feier der Barockzeit zeugt. Es sind jedoch nur wenige schrifftliche Quellen aus dieser Zeit erhalten und die Barockproduktion bleibt also praktisch anonym, weil die Zuordnung des Glaseses zu einer konkreten Glasbläserei sehr schwierig ist.
Als Beispiel der Barockproduktion kann dieser Becher mit dem Harrachover Wappen, mit dem Orden des heiligen Vlieses bekränzt, dienen. Der Becher wurde wahrscheinlich nach dem Jahre 1749 gefertigt, stammt aus der Fammiliensammlung auf dem Schloss in Hrádek u Nechanic und bezieht sich wahrscheinlich auf den Ferdinand Bonaventura Graf Harrach, der den Orden im Jahre 1749 bekommen hat.
Das weitere wunderschöne Beispiel des Barockstiles kann der Kelch mit der Szene der Wunderschönsten Schlittenfahrt aus Jilemnice nach Rokytnice sein, wahrscheinlich aus den Jahren 1770 – 1780. Der Kelch ist aus dem Milchglas gefertigt, mit bunten Emailfarben und mit Gold bemahlt.
Die fließend anknüpfende Barockzeit hat die damaligen malerischen Handfertigkeiten weiter verbessert, man hat immer mehr mit bunten Farben und mit Gold gemalt, die Glasfarbigkeit ändert sich von überwiegend satten auf hellere milde Farbtöne, wobei die Farben rosa bis violett, hellgrün, hellblau und weiß dominieren.
Genauso wie das Rokoko, hat sich auch der Klassizismus auf dem tschechischen Glas mit bestimmter Verspätung widerspiegelt. Er hat sich in vielen Fällen lange mit dem Barock überschnitten, manchmal ist er in der Form des klassizistischen geometrischen Dekors erschienen, und umgekehrt, z. B. auf den walzenförmigen dünnwändigen Kelchen, die mit Bordüren mit Elementen des endenden Rokokos verziert wurden. Der Klassizismus hat sich seit der Hälfte des Jahrhunderts als die Reaktion auf den Barock geformt, vor allem auf seine letzte Phase – herrschenden überwucherten Rokokostil. Verstärkt durch das Interesse an dem klassischen Ideal der Schönheit, ausgelöst duch die Entdeckung des Herkulanes und der Pompäen von Johann Joachim Winckelmann, hat er walzen-, tropfen- und eiförmige Gegenstände aus hochwertigen Materialen präferiert, mit dem für das Erbe der Antike charakteristischen Dekor.
1810 – 1850 – das Empire, Biedermaier und das zweite Rokoko
Im ersten Jahrzent des 19. Jahrhunderts hat sich die Glasbläserei in Nový Svět , ähnlich wie auch andere Glasproduzenten in Böhmen, auf weitere Erhöhung der Qualität der Glasschmelze konzentriert. Neben dem Kristallglas, das überwogen hat, wurde in tschechischen Glasbläsereien auch das Farbglas geschmolzen, z. B. das Milchglas (Knochenglas), unduchsichtiges hellblaues Glas, durchsichtiges blaues Glas (Kobaltglas), dunkelgrünes Glas, das Glas der Topasfarbe, und seltener auch das sog. rotwelches Glas.
Von vielen im Empire zur Glasdekoration benutzten Raffiniertechniken muss man auf der ersten Stelle den Schliff erwähnen, der zu dem wirklich stilbildenden Zierelement geworden ist. Diese Tatsache ist noch mit der Erinnerung der Änderung von der Rezeption des Glases (als des Rohstoffes) deutlicher unterstrichen – in der Empirezeit wurde gefordert, dass die Glasschmelze den Diamant evoziert, der auf dem französischen sowie englischen Königshof sehr beliebt war. Mit diesem Fakt hat auch die neue Art des Schliffes zusammengehängt, der nach Europa aus Britanien gekommen ist. Es handelte sich um den sog. Steinchenschliff (auch Brilliantschliff genannt), dessen Grundform mit kleinen viereckigen Spitzpfeilern gebildet wurde. In England hat die Erweiterung dieser Glasdekoration mit der Produktion des bleihaltigen Kristallglases zusammengehängt, welches sehr geeignet zu dem Schliff ist.
Der Teil des Teesatzes (die Tasse mit der Untertasse und die Gebäckschüssel) aus der Zeit gegen das Jahr 1820. Der Teesatz ist herrvoragender Repräsentant des Empireschliffes, der auf allen Satzteilen in einheitlichem Stil angewendet ist. Die Oberfläche der Gegenstände ist mit geschliffenem Dekor verziert, in drei horizontalen Streifen, die mit dreieckigen. in sich „sägeweise“ineinanderfallenden Feldern (wechselnd mit winzigen Vierecken und sehr niedrigen Spitzpfeilern gebildet). Die Empireästhetik dieser Artefakte ist noch durch die vergoldete Bronzemontage (von zoomorphischen und vegetabilischen Formen) unterstrichen. Die vergoldete Montage stammt aus Frankreich.
Die Glasbläserei in Harrachov hat in erstem Viertel des 19. Jahrhunderts überwiegend das Kristallglas produziert, das mit seinen Eigenschaften so viel wie möglich den damals populären Diamant evozieren sollte und bei den Kunden vor dem Farbglas bevorzugt wurde. Erst in der Zeit gegen das Jahr 1825, mit dem neu eintrettendem Stil biedermaier, wurde das Farbglas immer populärer. Das Farbglas hat dann Schritt für Schritt die Produktion des in Mitteleuropa seit der Renaissance dominierenden Kristallglases eliminiert. Die Messe in Prag im Jahre 1828 stellt dann den defininiven Endpunkt für die letzten Reste des Empirestiles in der Produktion der Glasbläserei in Nový Svět dar. Das Jahr 1828 wurde für die Glasbläserei auch dafür das Wendejahr, weil es damals mit der Produktion von dem mit Kristall geschichteten Rubinglas angefangen wurde. Dieses Glas wurde dann einer der Symbole des böhmischen Glases in biedermeier.
Die dreißiger Jahre des 19. Jahrhundert haben unverhohlenen Wettbewerb zwischen einzelnen Glasproduzenten dargestellt, was die Entwicklung von neuen Farbvarianten des Glases sowie seine nachfolgende Vermarktung betrifft. Die Glasbläserei in Harrachov hat in dieser Zeit riesengrosse Palette von farbigen Glasschmelzen produziert. Neben dem Kristallglas hat die Glashütte das Hyalitglas produziert, Kristallglas und Milchglas wurden rot, blau, grün, violett u.ä. geschichtet. Was das Kompositglas betrifft, wurde am häufigsten das Rotglas, das Rosaglas und das Amethystglas geschmelzt. Es wurde auch das lasierte sowie das glanzpolierte Glas produziert. Außerdem hat die Glasbläserei auch die direkt in der Masse gefärbten Glasschmelzen geschmolzen (z,B. blaues Glas, dunkelgrünes Glas und das Smaragdglas). Am Ende der vierziger Jahren wurde das Repertoire (unter anderem) um das zinnhaltige emailierte, mit Rosalinum geschichtete Glas, die grünen Kompositglasschmelzen (das Uranglas), die sog. Isabell Glasschmelze (Farbe „Elfenbein“), das Opalglas in der Farbe Türkis und um das Glas Lapis lazuli erweitert.
In der Empirezeit und in biedermeier musste jedes hochwertige Glas geschliffen werden. Ein Glas ohne Schliff war unvorstellbar. Umfangreiche Applikation des geschliffenen Dekors wurde massenhaft benutzt. Neben dem Tischglas (es handelte sich oft um vielteilige Sätze) hat die Fabrik auch dekoratives Glas und das Nutzglas (z.B. Leuchter, Tintenfässe, Dosen, Vasen u.ä.) produziert. Die Gegenstände wurden nicht nur mit dem Steinchenschliff (Brilliantschliff) vesehen, sondern auch mit eingeschliffenen Fächern, Muscheln, Tropfen, Wellchen, Spiralen oder Gehängen.
Zwei Beispiele der Produkte aus der Biedermeierzeit:
Der Becher aus Rosalinum mit Deckel und mit dem Schnitzwerk (der auferstandene Christus) die Ausführung wahrscheinlich aus der Zeit gegen das Jahr 1840.
Gelb lasierter Kelch aus farblosem Kristallglas. Hergestellt zwischen den Jahren 1830-1840.
Eine der bedeutendsten und originalsten Dekorationsformen in biedermeier haben die Porzellanreliefe (Pasten) dargestellt. Mit dieser Produktion hat die Glasbläserei in Nový Svět schon anfangs der 20-er Jahren des 19. Jahrhunderts begonnen. Von dem Produktionshöhepunkt können wir allerdings erst in 30-er und 40-er Jahren sprechen.
Der Ständer mit dem Porträt vom Kaiser František I.
Dieser, reich geschliffene und lasierte Ständer, mit der eingeschmolzenen keramischen Inkrustation, war von der Glasbläserei in Nový Svět auf der 3. industriellen Messe in Prag im Jahre 1931 präsentiert.
In der Zeit des 2. Rokokostils, der sich in Mitteleuropa seit der zweiten Hälfte der 30-er Jahren des 19. Jahrhunderts durchgesetzt hat, hat die Produktion der Glasbläserei in Nový Svět schon am Ende der 30-er Jahren von der „Biedermeierdoktrin“ abgeweicht. Statt der dynamischen, komplizierten stereometrischen Formen, haben sich einfachere „mehr leserliche“ Formen durchgesetzt, die nicht mehr so viele Schliffelemente aufgewiesen haben.
Die Glasbläserei in Nový Svět hat auch weiterhin die quasi gotischen Elemente benutzt, jedoch in simplifizierter Form – Arkaden und Fenster, deren Form neben dem Spitzbogen auch um drei- sowie vierblättrige Kleetblätter, um den maurischen Bogen, um den tudorischen Bogen u. ä., ergänzt wurde. Es wurden auch grosse Medaillons verbreitet, was neue Möglichkeiten für weitere Raffinationstechniken (z.B. das Malen, der Schnitz) gebracht hat. Die Reflexion der Vergangenheit war auch die Benutzung der venezianischen Hüttentechniken. Den Fortschritt kann man auch im Bereich der Morphologie von Formen registrieren, da sich überwiegend modifizierte und kombinierte, glockenförmige, trichterförmige, konische und fassförmige Silhouetten des Getränkeglases, durchgesetzt haben. Die früher gewöhnliche Walzenform war auf dem Rückzug.
Der Becher mit Deckel mit dem Erzherzog Štěpán aus dem mit Rubin geschichteten Kristallglas, dessen elegante, vollkommen ausgewogene, gleichmäßig konzipierte, konvex-/konkave Silhouettenlinie der schematischen Zeichnung entspricht, die in dem Rechnungsbuch aus dem Jahre 1846 gezeichnet ist.
Das selbstständige Kapitel der Produktion in Nový Svět ist der Zeitraum, in dem der Schleifer, Schnitzer, und vor allem der ausgezeichnete Graveur und Porträtist Dominik Biemann (1800-1857) in der Glasbläserei Harrachov tätig war. Die Schnitzarbeit von Dominik Biemann ist von dem anfänglichen, die anatomischen Detaile der porträtierten Person akzentuierenden, grafischen Stil, bis zum Höhepunkt seines porträtischen Kunstes, durchgelaufen. Er hat in seinem Kunst die differenzierte Vollumenmodellierung mit dem Licht verbunden, sodass die Oberfläche dann „sanft und kompakt“ war.
1850 – 1895 – Historismus
antikisierender Stil, Neorenaissance, Neobarock und orientalisiertes Glas.
Großmesse der industriellen Arbeiten aller Natione, London 1851
Die Teilnahme an der „Großmesse der industriellen Arbeiten aller Natione“ in London (Great Exhibition of the Works of Industry of all Nations) im Jahre 1851, der ersten aus der Serie der Messen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhuderts, hat der Glasbläserei die Möglichkeit gegeben, ihr Glas zum ersten Mal dem Publikum aus der ganzen Welt vorzuführen. Die Glasbläserei Harrachov wurde in London ohne Zweifel für den berümtesten Vertreter der böhmischen Glasindustrie gehalten und ihre Produktion während des zweiten Rokokos hat typische Glasart dargestellt, für die sich in England die Benennung Bohemian Glass eingelebt hat. Die Glasbläserei hat auf dieser ersten Weltmesse Produkte von vielen künstlichen Stilen vorgestellt (neben anderen z.B. von neogotischem, antikisierendem und orientalisierendem Stil) und verdient den 1. Preis gewonnen - ehrliche Anerkennung und die Goldmedaille.
Exponate der Glasbläserei Harrachov und der Raffinerie von Wilhelm Hofmann, publiziertt in der Zeitschrift The Illustrated London News 19, 1851.
Im Zusammenhang mit dem Erfolg in London und mit wechselnden Kunststilen in der Welt, wurde die Glasbläserei gezwungen, immer schneller zu reagieren, und neue , den Geschmack ihrer Kunden reflektierende Produkte zu entwickeln. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die antikisierenden Stile, Neorenaissancestile, Neobarockstile, Neorokokostile, die orientalisierenden und viele weitere Stile schnell gewechselt.
Der antikisierende Stil und das altdeutsche Glas
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und vor allem in den 60-er Jahren hat sich die Kunst von der Antik und von dem Klassizismus inspiriert. Die Glasproduktion hat unter anderem versucht die Antik-Griechische Keramik mit der roten figuralen Gemälde nachzumachen. Die Kulmination der englischen antikisierenden Tendenzen, die vor allem durch das gravierte Kristallglas repräsentiert wurden, hat die Weltmesse in London im Jahre 1862 gebracht. Sie hat jedoch auch die Kontinuität der Reaktion aus Harrachov veranlassen. Diese Reaktion wurde in nächster Zeit durch die zahlreiche Gruppe der Produkte aus dem weißen undurchsichtigen Glas dargestellt. Es waren am häufigsten Vasen, aber auch Platten auf dem Bein, Dosen, oder Sätze für das Zuckerwasser, und weitere Formen, die wieder mit den, auf der damals idealisierten Vorstellung von der Antike basierten Ornamenten und Motiven, verziert wurden.
Als Beispiel des antikisierenden Stiles kann auch diese Schüssel dienen, hergestellt gegen das Jahr 1864. Die Schüssel ist aus dem Opalglas (Beinglas)hergestell, Unterstell und Bein sind mit zinnoberrotem Email beschichtet. In den Medaillons sind kolorierte Porträte des römischen Kriegers und der Dame mit Antikfrisur.
Seit der Messe in London im Jahre 1862 kann man die ersten Beispiele der eintrettenden Neorenaissance beobachten. In dieser Zeit hatte die Glasbläserei schon 2 Jahre den neuen Inhaber, den Jan Nepomuk František Graf Harrach. Die nachfolgende Entwicklung hat bestätigt, dass die Prosperität sowie die Propagation der Glasbleserei in der Welt neben den vielen anderen kulturellen und wirtschaflichen Aktivitäten für ihn auch sehr wichtig ist.
Das Kunstwerk in Harrachov währen der Renaissance ist vor allem von dem sog. „altdeutschem Glas“ inspiriert. Es wurde grosse Menge von Bechern, Kelchen, Römern, Krügen und Humpen produziert, die aus dem Grünglas (sog. Gemeinglas) gefertigt wurden. Diese Produkte wurden in der Regel um aufgeschmolzene knöpfe- oder rosettenförmige Elemente ergänzt. Es wurde ganze Skala der für den Beginn der Produktion von dem altdeutschen Glas charakteristichen Formen gezeigt. Neben den typischen walzenförmigen, glatten, in mehreren Grössen und mit verschiedenen Deckelformen hergestellten Humpen, die die Formen aus 16. und 17. Jahrhundert nachmachen, erscheinen am häufigsten schlankere Humpen mit Bein (manchmal als Stütze genannt), Humpen mit Ringen (gereifelte Humpen), walzenförmige Kannel, birnenförmige Krüge auf drei kugelförmigen Beinen und Römer mit verschiedenen Proportionen.
Der Krug mit Henkel, wahrscheinlich aus den Jahren 1870-1871. Gelbgrünes Glas, formgeblasen, frei geformter Henkel, mit Email gemaltes Wappen und vergoldete Ränder.
Die Weltmesse, Wien 1873
Wien als das Zentrum der wichtigen europäischen Macht, der Monarchie Österreich-Ungarn, hat sich um die Veranstaltung der Weltmesse schon seit 60-er Jahren bemüht, und nach London und Paris war sie die dritte Metropole, wo diese wichtige Messe organisiert wurde. Die Messe, angefangen am 1. Mai 1873, hat für die Glasbläserei Harrachov nach langer Zeit wieder die Gelegenheit bedeutet, ihre Produktion in möglichst grossem Umfang auf „heimischem“ Boden vorzuführen. Die Glasbläserei hat damals zu den renommierten Lieferanten des Wiener Kaisershofes gehört und es ist logisch, dass sie sich bemüht hat, ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten im Zentrum der Monarchie sowie in der Welt in ganzer Breite und in dem bestmöglichen Licht zu zeigen.
Heute kann man sich die Vorstellung über die Form der ganzen Exposition (Aufstellung, u.ä.) aufgrund des Satzes von vier Fotografien aus dem Firmenarchiv machen. Auf diesen Fotografien ist die Ausstellung des Glases aus Harrachov dokumentiert. Ihre Bedeutung besteht nicht nur darin, dass es sich um die zweitältesten erhaltenen Bilder einer der Expositionen des harrachover Glases handelt, sondern vor allem darin, dass sie dank ihrer Schärfe die einzigartige Möglichkeit bieten, die ausgestellten Gegenstände detailiert zu studieren. In der Kombination mit den schriftlichen Materialen und mit den Fertigungsunterlagen ermöglichen sie auch die genaue Identifizierung der einzelnen, vor allem der wichtigsten Exponate.
Die Exposition der harrachover Glasfabrik in Nový Svět auf der Weltmesse in Wien 1873.
Die Dominanten der Installation und die für Besucher sehenswertesten Exponate haben ohne Zweifel die zwei im vorne stehenden Vasen dargestellt, die zu dem 25. Jubileum des Herrschafts von Franišek Josef I gefertigt wurden. Die monumentalen fünfteilegen Vasen aus weiß marmoriertem Glas haben die gemalten Porträte des kaiserlichen Paares getragen, auf dem Sockel dann die Ansichten der Herrschersitze, der Schlösser Schönbrunn und Possendorf. Den Vasen haben die dreiarmigen rubinfarbigen Schüssel mit gold gemalten Mauresken konkurriert, die nahen Verwandten der sicherlich älteren aber nur zweiarmigen Schüssel in der Sammlung des Westbömischen museums in Pilsen. Zu weiteren Ausmahmeexponaten kann man auch die zwei weiß-grünenVasen aus Alabaster zählen, mit den akanthusblattförmig ausgeschliffenen Kanten. Eine dieser zwei Vasen ist in der Firmensammlung erhalten geblieben. Auf dem Stufenartigen Podium mit Spiegelfächen wurden dann die meisten von mehr als 600 Exponaten dicht aufgestellt. Die Exponate wurden teilweise in die nach Produkttypen sortierten Gruppen eingeordnet. Den wesentlichen Teil haben die Expositionen des Glases in altdeutschem Stil, aus grünem Glas, mit figuralen oder ornamentalen, mit Emailen und Gold gemalten Motiven, dargestellt.
Die monumentale „Kaiservase“, 1873, H. 175 cm
Fünfteilig, Farbloses Glas, mit weißem Opal geschichtet, krackeliert, mit farblosem Glas beschichtet, formgeblasen. Mit Emailen und Gold gemalt. Auf der Vorderseite das blaue kreisförmige Medaillon in weißem Rahmen aus Akanthusblättern, unten im Schild der österreich-ungarnische Adler, oben auf den Seiten zwei braune schattierte Figuren der Genien, die die Bänder mit Aufschreibungen Barmherzlichkeit und Gottesfurcht halten. Auf dem Ständer ist die Platte mit gemahlter Abbildung des Kaiserschlosses Possenhofen geschraubt, , 4 geklebte rosige Glassteine geschraubt, zwischen den Steinen sind Blumenvorhänge auf den Zierbändern. Wo sich heute die andere von diesen zwei „Kaiservasen“befindet, ist nicht bekannt.
Von den traditionellen Themen schweifen Motive einiger Vasen (Bilder der exotischen Pflanzen) ab. Diese Pflanzen, wie die Vase mit der bunten Abbildung der Orchidee zeigt, zeichnen mit ihrer Ausführung wachsendes Interesse an den von orientalischem Kunst inspirierten Motiven vor. In der reichen Exposition der Produktion aus Harrachov haben auch ältere sowie neue Produkte aus einiger Farben des Eisglases, einzigartige Gegenstände aus dem Fadenbandglases – Cristall reticulierter Pokal oder Fadenbandglas Zuckerschale mit Cristall verschlungener Schlange matt, Lampen, Schirme, Flakone, Toilettensätze und viele Muster des Tischglases, nicht gefehlt.
Die Messe in Wien hat für Jan Nepomuk František Graf Harrach und seine Glasbläserei eindeutigen Erfolg in der Form der Goldmedaille bedeutet.
Internationale Messe in Philadelphia, 1876
Centennial International Exhibition in Philadelphia, im Jahre 1876 zu dem 100. Jubiläum der Erklärung der amerikanischen Unabhängigkeit veranstaltet, war die erste auf dem amerikanischen Kontinent veranstaltete Weltmesse. Den europäischen Ausstellern hat sie zwar Möglichkeiten für die Entwicklung der Geschäftsbeziehungen auf dem amerikanischen Markt geboten, der lange und aufwendige Transport der Exponate sowie die Zollvorschriften haben jedoch die zahlreichen potenziellen Aussteller von der Teilnahme abgeraten. Die Chance, die repräsentative Auswahl ihrer Produktion zum ersten Mal im Übersee vorführen zu können und eventuell auch die Geschäftskontakte sowie Exportmöglichkeiten zu erweitern, hat jedoch die Glasbläserei Hrrachov ausgenutzt.
Im Bezug auf die Entwicklung der Stile hat die Exposition zwei Trends vertreten – die kulminierte Neorenaissance und die eintretenden orientalisierenden Tendenzen. Im Vergleich mit der Präsentation des Glases in Wien im Jahre 1873, wo der Neorenaissance-Stil überwogen hat, haben sich 3 Jahre später in Philadelphia schon deutlich auch Exponate durchgesetzt, die Versuche um die Reaktion auf das wachsende Interesse an dem orientalischen Kunst signalisiert haben.
Zweiteilige Vase – Fächer Form: 1876, Prod. Nr.. 92/1, H. 34 cm
Wahrscheinlich das Unikat, entworfen und bestimmt speziell für die internationale Messe in Philadelphia 1876.
Das weiße Alabasterglas. Zweiteilig, der Untersatz und der Körper formgeblasen. Der Rand ist zu den Bögen geschliffen, bemalt mit weißem Reliefemail und mit bunten Emailfarben.
Das Glas von Neorenaissance, Neobarock und Neorokoko
Die letzten drei Jahreszehnte des 19. Jahrhunderts sind in der Glasproduktion durch die schnell wechselnden Kunststile charakterisiert, die die früheren Motive der italienischen Renaissance, des opulenten Barocks und des majästetischen Rokokos immitieren. Der Neorenaissancestil hat sich vor allem durch die, aus weißem, undurchsichtigem Glas gefertigten, mit Medaillons und mit den aus italienischer Renaissance schöpfenden Grotesken verzierten Produkte, gezeigt. Die späteren Produkte der Glasbläserei Harrachov sind vor allem mit pflanzlichen, weißem sowie farbigem Email gemahlten Motiven der Diesigner aus Wien oder mit antikisierenden, weißem Email gemalten Köpfen, verziert.
Harrachov Jugendstil 1895 - 1915
Harrachov Art Deco 1915 - 1945
Die Glashütte der Neuen Welt ging als prosperierendes, technisch modernisiertes Unternehmen ins 20. Jahrhundert. Die Produkte wurden nicht nur in Europa, sondern auch im Nahen Osten und in den USA über unser eigenes, umfangreiches Netz von Vertriebsbüros vertrieben. Zum Betrieb gehören neben der eigentlichen Glashütte auch eine Schleiferei, eine Gravierwerkstatt, eine Lackiererei und eine Ätzerei.
Das künstlerische Niveau des Harrachov-Glases wurde durch die Zusammenarbeit mit professionellen Künstlern und Designern erhöht. Die ersten Designer der Firma waren Josef Petříček und Bohdan Kadlec aus den 1880er Jahren, in den Jahren 1900-1918 akad. Maler Julius Jelínek, Schüler von Vojtěch Hynais an der Prager Akademie. Sein Nachfolger wurde der jetzige Auszubildende Rudolf Schwedler, der bis 1958 Konstrukteur der Glashütte war.
Ab der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert führte der gute Ruf der Glashütte Harrachov auch externe Mitarbeiter aus den Reihen bedeutender tschechischer Architekten und Künstler in die Neue Welt. Hier arbeiteten beispielsweise Jan Koula, Jan Kotěra, Carl Lederle, später Alois Metelák, Josef Drahoňovský und andere. Harrachov-Produkte sind auf Weltausstellungen ein großer Erfolg.
Doch nicht nur die Erfolge begleiteten Harrachovs Glasproduktion in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch die Jahre der Weltkriege und Wirtschaftskrisen belasteten die Glashütte im Riesengebirge und bedrohten oft ihre eigenständige Existenz. April 1945 wurde Rudolf Endler Eigentümer der Glashütten, an die der Präsident der Republik per Dekret über die Verstaatlichung der Unternehmen im Frühjahr 1945 enteignet wurde.
In der Jugendstilzeit wurde neben neuen metallurgischen Techniken, Bemalung, Schleifen und graviertem Glas auch geätztes Glas verwendet, das allgemein als eine der typischen Erscheinungsformen der Jugendstilglasherstellung angesehen wird.
Später wurde Art Deco hauptsächlich durch das Schleifen geprägt.
Suche nach neuen Möglichkeiten 1880- 1895
Obwohl der Betrieb die Vorkriegskrise überstand, stagnierte er, während des Zweiten Weltkriegs waren die Harrachs gezwungen, die Glashütte zu verkaufen. Die tiefgreifenden Veränderungen, die die tschechoslowakische Glasindustrie seit 1945 durchgemacht hat, haben auch die weitere Entwicklung der Glashütte Harrachov geprägt. 1946 wurden die Hütte und das Archiv vom dritten, diesmal verheerendsten Brand heimgesucht, ein Jahr später wurde die Kupferstich- und Malerwerkstatt geschlossen. Nach sechsjähriger Unabhängigkeit wurde die verstaatlichte Gesellschaft der Staatsgesellschaft Železnobrodské sklo angegliedert, und 1972 wurde in der Glashütte das Glasmuseum eröffnet. In den Jahren 1958 - 1993 war es Teil des Industriekomplexes Borské sklo, später des Staatsunternehmens Crystalex und dann privatisiert. Seit Anfang der 1950er Jahre hat sich die Produktion von Harrachov nach und nach auf Trinkglas und einige andere metallurgische Erzeugnisse spezialisiert. Die Veredelung von Produkten durch Bemalen und Gravieren wurde 1947 eingestellt, nur das Glasschleifen behält seinen traditionellen Platz in Harrachov. Die letzte bedeutende technologische Veränderung fand 1982 statt, als die Öfen ersetzt wurden.
Im Januar 1955 trat der 26-jährige Milan Metelák als neu gegründeter Künstler in die Glashütte Harrachov ein. Absolvent der Mittelschule für Gießerei in Železný Brod,
der anschließend sein Studium an der Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag absolvierte, wo er das Atelier von Professor Karel Štipl besuchte. Während seines Studiums konzentrierte er sich auf die Malerei auf Glas. Gegenwärtig, im Zeitraum 1948-1951, studierte er an der Fakultät für Pädagogik der Karlsuniversität. Nach seinem Abschluss absolvierte er ein Praktikum in Karlovy Vary, Železný Brod und Poděbrady. Er kannte die Glashütte Harrachov nicht nur aus seiner studentischen Praxis, sondern kam schon früher mit seinem Vater, Alois Metelák, hierher, der auf der Suche nach Qualitätsglasern aus Harrachov und dem lokalen Rohstoff für seine Entwürfe war. Milan Metelák hatte aus seinen früheren Arbeitsaufenthalten viel Erfahrung mit der spezifischen Umgebung von Glashütten, so dass er auf Anordnung des Technologen nach seiner Ankunft in Harrachov viel mehr Zeit in der Schmelze verbrachte als im Künstlerbüro oder im Salon des Künstlers.
Nach dem Betreten der Glashütte konzentrierte sich Milan Metelák auf dekoratives Glas. Er war sich der Notwendigkeit bewusst, die Qualitäten der Glashütte, das Können ihrer Glasmacher und die Tradition der Glasmachertechnik, die hier sehr lebendig gehalten wurde, zu bewerten. Gleichzeitig wollte er jedoch eine neue, moderne Form der Glasskulptur schaffen, eine glasdekodative Abschrift, die der zeitgenössischen Morphologie entspricht. Sein Ideal war das Glas, das im Ofen heiß geformt und dort auch fertig gestellt wurde. Er übernahm die Erfahrungen seiner Familie, lernte von Rudolf Schwedler, baute auf deren Erfolge auf und versuchte sie weiterzuentwickeln. Seine Aufnahme als Künstler - zunächst als Konzession an das Art Center und das Ministerium für Konsumgüterindustrie wahrgenommen - war eine Kompromisslösung für die Glashütte, um den Bemühungen der universitären Künstler um eine Zusammenarbeit mit der Industrie zu entsprechen, während sie sich gegen eine engere Zusammenarbeit mit externen wehrten Designer. . Metelák hat sein Leben in der Glashütte vortrefflich geführt, alle Prüfungen, die ihm der Betrieb der Hütte als akademisch ausgebildeter Künstler bereitete, bestanden, und auch mit der Leitung der Glashütte kam er gut zurecht.
1990 - Gleichzeitigkeit
Seit 1993 firmiert die Glashütte in Harrachov als Privatunternehmen unter dem Namen N a S Glassworks.
Der Inhaber der Firma JUDr. František Novosad kaufte die Glashütte im Zuge der wirtschaftlichen und politischen Veränderungen mit dem Ziel, die gute Tradition der Qualitätsproduktion von handgeformten Trinkgläsern fortzusetzen. Zum Managementprogramm des Unternehmens gehört auch die Erneuerung der Produktion von lackiertem Glas und Beleuchtungskörpern mit vollständig geschnittenen und dichten Formteilen, die zusätzlich mit Mattierung, Sandstrahlen und Goldmalerei verziert sind.
Die aktuelle Produktion der Glashütte entspricht diesen Trends und arbeitet gleichzeitig mit neuen Designs nach den Entwürfen unserer eigenen Künstler und den Vorstellungen ausländischer Kunden.
Seit 1994 wurden in der Gegend nach und nach einige Attraktionen zur Belebung der Glashütte und des Tourismus gebaut, wie das Museum im sogenannten Gutshaus, ein Laden, eine Minibrauerei mit Restaurant, ein Hotel und ein Bierbad.
Im Jahr 2002 wurde eine Brauerei mit Restaurant gebaut, seitdem heißt das Unternehmen Novosad & Sohn Glashütte und Minibrauerei.
Die Glashütte produziert Luxus-Trinkgläser, Gebrauchsgläser und Kristall-Kronleuchter. Einzigartig ist die Glasschleiferei, deren Maschinen noch immer von Getrieben angetrieben werden, die von einer Wasserturbine der Firma Jos.Prokopa Söhne angetrieben werden
ab 1937. Täglich finden in der Glashütte Exkursionen zu Glashütte, Mahlwerk, Brauerei und Glasmuseum statt. Ein besonderes Angebot ist das Bier Spa. Das heimische Bier hat bereits mehrere bedeutende Auszeichnungen gewonnen, zuletzt erhielt das zwölf Grad helle Lager František den Hauptpreis in der absoluten Kategorie Bier des Jahres 2011 beim Bierfestival in Tábor. Obwohl das Produktionsvolumen von Harrachov aus heutiger Sicht klein ist, nimmt die Glashütte eine wichtige Stellung in der modernen Glasindustrie ein. Die Attraktivität seiner Produkte liegt in Verbindung mit der gelebten Tradition der Handarbeit, seinem hohen künstlerischen und handwerklichen Niveau. Die Qualität des Harrachov-Glases trägt wesentlich zur Vertretung der tschechischen Glasmacherei im Ausland bei.
František Novosad weiß, dass er jemanden hat, dem er seine Arbeit übergeben kann. Er vertritt die Philosophie, dass Eigentum nicht dazu da ist, Eigentum zu besitzen, sondern für zukünftige Generationen zu verwalten. Wirklich aristokratischer Ansatz. Sein Sohn Petr
und der kleine Enkel James sind ein Garant dafür, dass alles Sinn macht. Geschichten entfalten und verflechten sich. Nicht, wenn es um einen Ort magischer Kraft geht. František Novosad ist einfach ein würdiger Nachfolger von Jan Nepomuk František, Graf von Harrach.

Die Texte für diese Sektion haben vor allem aus dem Buch „Aus Nový Svět in die ganze Welt“ von Jan Mergl und Kollektiv geschöpft. Hiermit danken wir sehr für die Genehmigung zu der Publikation der Texte.